Allergien

Nach einfacher Logik müsste ein Folsäuremangel allergische Reaktionen verstärken. In diesem Artikel erfahren Sie warum und noch einiges mehr.
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 6 Minuten
Manchmal lohnt sich mal wieder ein Blick ins Biochemie Buch. Findet man immer wieder wichtige Dinge, z.B.: Histidin ist die Vorstufe vom Histamin. Histamin ist der Stoff, der hauptsächlich für allergische Reaktionen wie Gefäßerweiterung, Hautrötung, Juckreiz, Augenjucken, Naselaufen, Verengung der Bronchien (Asthma), etc. verantwortlich ist. Histidin ist die Vorstufe davon. Histidin wird durch Tetrahydrofolat (Folsäure) abgebaut. Nach einfacher Logik müsste also ein Folsäuremangel allergische Reaktionen verstärken. Und genug Folsäure dagegen das Histamin schneller abbauen und damit Allergien reduzieren.
Genau das wurde in dieser Studie (2) gezeigt: Kinder mit einem Folsäuremangel hatten ein signifikant erhöhtes Allergierisiko sowie ein 2,2-fach erhöhtes Asthmarisiko. Das Ganze wird noch durch einen Vitamin D Mangel verstärkt. (2)
Dass Vitamin D das Immunsystem reguliert und nicht nur mit weniger Krebserkrankungen und Infektionen aber auch mit weniger Autoimmunerkrankungen assoziiert ist, wissen wir bereits (
News zu Vitamin D
).
Es gibt aber auch Studien zu Vitamin D und Allergien. Eine placebokontrollierte Studie an Hunden konnte zeigen, dass Vitamin D signifikant die Hautveränderungen einer atopischen Dermatitis (Neurodermitis) sowie den Juckreiz vermindern konnte (3). Auch gibt es Studien am Menschen, dass eine Vitamin D Gabe während der Pollenflugzeit die allergische Rhinitis (allergischer Schnupfen) bei Kindern signifikant reduzieren konnte (4).
Auch gegen Urtikaria (Nesselsucht) hilft laut dieser Studie eine Substitution mit Vitamin D (5).
Vitamin C kann das Histamin signifikant reduzieren. Histamin spielt auch eine Rolle bei der Seekrankheit. Hier eine interessante Doppelblind-Studie an 70 Testpersonen: die einen bekamen Vitamin C 2 Gramm, die anderen ein Placebo. Danach wurde sie auf ein Floß in einem Indoor-Pool mit 1 Meter hohen Wellen gesetzt. 17 Teilnehmer aus der Placebogruppe wollten das Floß vorzeitig verlassen, dagegen nur 6 Teilnehmer aus der Vitamin C Gruppe. (6) (Also vor der nächsten Reise erstmal 2 Gramm Vitamin C einwerfen!!!)
Natürlich kann man das Histamin auch anders reduzieren, nämlich indem man ein Antihistaminikum einnimmt. Aber warum Pharmakologie wenn es auch natürlich mit Vitaminen geht?
Da das Vitamin C ein Antioxidans ist, scheint es gerade besonders gut gegen anstrengungsinduziertes Asthma (exercise-induced bronchoconstriction) zu helfen (7).
Weitere Mikronährstoffe, für welche positive Wirkungen bei Allergien/Asthma beschrieben wurden:
  • Vitamin E (8,9)
  • Beta-Carotin, Vitamin E, Folsäure, Eisen (10)
  • Omega 3, Vitamin C, Zink (11)
Eine gute Übersichtsarbeit über die Studienlage und das Wissen zum Thema Mikronährstoffe und Allergien (12) zeigt auch nochmal auf, dass es ganz klare Zusammenhänge von Ernährung, insbesondere auch die Aufnahme von Antioxidantien und der Entwicklung von Allergien gibt.
Interessant in dieser Übersichtsarbeit auch, dass der Konsum von Milch mit weniger allergischen Erkrankungen assoziiert ist, vor allem da Milch eine gute Quelle für Fettsäuren ist, welche positive Wirkungen gegen die atopische Dermatitis haben (13,14). Sicherlich ganz im Gegensatz zur typischen „Internetallgemein-Meinung“, dass Milch ganz, ganz böse sei. In der Medizin und laut aktueller Studienlage ist dies aber nicht so. Außer bei einer echten Milchallergie. Aber eine echte Milchallergie haben im Durchschnitt weltweit nur 2-3% der Bevölkerung (15,16). Daher ist es absolut nicht gerechtfertigt, die Milch bei allen Menschen für Allergien verantwortlich zu machen.
Zusammenfassung:
  • Mikronährstoffe können gegen verschiedene Arten von Allergien helfen
  • Die beste Studienlage gibt es für das Vitamin D, daher sollte das Vitamin D gegen Allergien ganz oben auf der Liste stehen
  • auch Vitamin C, E, Omega 3, Zink, Folsäure und Eisen sind bei allergischen Erkrankungen wichtig
  • wie immer, wenn es um Gesundheit geht: fehlt dem Körper ein Baustein oder eine Substanz, dann funktioniert was nicht oder es funktioniert falsch: nennt man Krankheit
  • ein Mangel an diesen Mikronährstoffen sollte auf jeden Fall vermieden werden, auch wenn es um Allergien geht
Quellen: