Bewegung heilt
Bewegung hilft gegen fast alle chronischen Krankheiten. Verlängert das Leben. Macht Gesund. Macht Wohlfühlen. Aber warum das so ist und dass das nicht einfach so daher gesagt ist, kann uns die Wissenschaft erklären.
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 4 Minuten
Bewegung heilt
Wir wissen, dass Sport gegen viele Erkrankungen, das Altern, Schmerzen und vieles mehr hilft. Warum dem so ist, wird aktuell noch intensiv erforscht. Vieles weiß man aber inzwischen.
Wir wissen, dass eine chronische, niedrig-gradige allgemeine Entzündung im Körper (sogenannte: chronic low-grade systemic Inflammation) ein Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen (Herzkrankheiten, Diabetes, Alzheimer, Parkinson, Krebs, etc.) ist. (1)
Diese chronische Entzündung wird durch sogenannte Zytokine (Entzündungsmediatoren) vermittelt. Diese sind insbesondere das CRP, Interleukin 6 (IL-6) und der Tumor-Nekrose Faktor alpha (TNF-α).
Proinflammatorische Zytokine: CRP, IL-6, TNF-α
Bewegungsmangel führt zu einer Erhöhung dieser pro-inflammatorischen Zytokine.
Vermehrtes Körperfett führt ebenfalls zu einer Erhöhung der entzündungsfördernden Zytokine. Diese werden im Fettgewebe gebildet. Der Oberbegriff für Zytokine aus dem Fettgewebe sind Adipokine. Zu den Adipokinen gehören auch das IL-6, TNF-α, Resistin, u.a.). (2) Ja, das Fettgewebe ist auch hormonell, metabolisch aktiv. Leider nicht im Positiven.
Bedeutet: viel Fett, viel Entzündung im Körper. Übrigens auch eine Ursache der Arthrose bei Übergewichtigen. Es ist nicht die mechanische Belastung der Gelenke durch das Körpergewicht, sondern die chronische Entzündung durch das Fettgewebe, welches die Arthrose in den Gelenken fördert.
Bewegung hat eine nachgewiesene stark entzündungshemmende Wirkung (3), indem es die proinflammatorischen Zytokine senkt. Dadurch können chronische Erkrankungen wie Atheriosklerose und Diabetes verhindert werden.
Auch die Verminderung des Körperfettanteils durch Bewegung führt aus oben genannten Gründen zu einer Senkung der chronischen Entzündung und daher zu einer Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und Reduktion von chronischen Erkrankungen.
Bewegung verlangsamt das Altern. Und das auf genetischer Basis. Wir wissen heutzutage von der Epigenetik. Unsere Gene sind nicht in Stein gemeißelt. Man kann sie durch den Lebensstil beeinflussen. Bewegung beeinflusst maßgeblich Gene, welche für das Altern verantwortlich sind. (4) Diese epigenetische Verlangsamung des Alterns durch verminderte Entzündung ist übrigens besser bei leichter körperlicher Aktivität (5). Leichte Kurse tun´s besonders gut. Auspowern macht mal Spaß aber ist für die gesundheitlichen Effekte nicht unbedingt nötig. Also bitte nicht jeden Tag nur Auspowern (vielleicht eine molekularbiologische Erklärung warum Leistungssportler jetzt nicht unbedingt so viel älter werden).
Fazit: Bewegung heilt, verhindert Krankheiten, und verlangsamt das Altern
Das wissen wir zwar alle schon längst. Aber das Warum finde ich immer sehr spannend. Sorry, wenn ich euch mit solchen molekularen Details langweile, aber ich finde solche Studien spannender wie jeden Krimi. Diese Erkenntnisse lassen in die kleinste Einheit (Zellkern) unseres Körpers blicken. Ich finde das immer hochspannend, wenn eine Beobachtung, die wir seit eh und je machen, nämlich das Bewegung gesund macht und das Altern nach hinten hinauszögert, nun auf molekularer Ebene verstanden wird und sich der logische Kreis schließt.
Auch finde ich, dass Hintergrundwissen hilft, zu verstehen, warum etwas empfohlen wird. Da wird gesagt, Arthrose: ja dann mach halt Sport, oder Diabetes/Krebs/COPD oder was auch immer und auf so komplexe Erkrankungen und langjährige Schicksale eines Menschen kommt dann nur das Einfache: „ja dann machen´s halt Sport“. Da fühlen sich viele nicht ernst genommen (Glauben Sie mir, das erlebe ich in der Praxis täglich 30 - 40 mal). Dabei wissen diejenigen nicht, was für eine Vielzahl von Dingen im Körper, sogar in der kleinsten Zelleinheit auf molekularer Ebene alles durch Bewegung passiert. Das kann man mit keinem Medikament und keiner medizinischen Maßnahme toppen. Die, die das nicht ernst nehmen, wissen nicht, was für ein komplexes molekulares Zusammenspiel hinter so einer Empfehlung steht. Wieviel medizinisches Wissen (Bücherweise) dahinterstecken, hinter dieser dann am Ende ganz einfachen Weisheit: Bewegung heilt.
Fazit: komplizierte Hintergründe, aber einfache Lösung: BEWEGUNG. TÄGLICH. LEICHTE ANSTRENGUNG REICHT. 30 min am Tag: mehr Gesundheit, länger jung.
Quellen:
- ●J Physiol Pharmacol.2006 Nov;57 Suppl 10:43-5The role of IL-6 in mediating the anti-inflammatory effects of exercise.Petersen AM1,Pedersen BK.
- ●Nat Rev Immunol. 2011 Feb; 11(2): 85–97.Adipokines in inflammation and metabolic diseaseNoriyuki Ouchi,*Jennifer L. Parker,‡Jesse J. Lugus,‡ andKenneth Walsh‡
- ●Eur J Clin Invest.2017 Aug;47(8):600-611. doi: 10.1111/eci.12781. Epub 2017 Jul 19.Anti-inflammatory effects of exercise: role in diabetes and cardiovascular disease.Pedersen BK1.
- ●Int J Sports Med.2010 Sep;31(9):671-5. doi: 10.1055/s-0029-1246140. Epub 2010 Mar 3.Exercise effects on methylation of ASC gene.Nakajima K1,Takeoka M,Mori M,Hashimoto S,Sakurai A,Nose H,Higuchi K,Itano N,Shiohara M,Oh T,Taniguchi S.
- ●Int J Sports Med.2019 Sep;40(10):670-677. doi: 10.1055/a-0965-1374. Epub 2019 Jul 23.Habitual Light-intensity Physical Activity and ASC Methylation in a Middle-aged Population.Nishida Y1,Hara M1,Higaki Y2,Taguchi N1,Nakamura K3,Nanri H4,Horita M1,Shimanoe C5,Yasukata J2,Miyoshi N6,Yamada Y7,Higashimoto K8,Soejima H8,Tanaka K1.