Cholesterin und Blutfette
Cholesterin und Blutfette steigen durch Kohlenhydrate, nicht durch Fette
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 5 Minuten
Dass das Cholesterin im Blut nicht durch Fett aus der Nahrung, sondern durch die Kohlenhydrate aus der Nahrung ansteigt, haben wir schon mehrfach beschrieben. 50 Jahre lang wurde uns erzählt, Cholesterin steigt durch Cholesterin und zu viel Fett in der Nahrung. In Wirklichkeit ist aber ein Zuviel an Kohlenhydraten(=Zucker) in der Nahrung die Ursache. Epidemiologisch konnte das ganz aktuell in der von uns schon zitierten PURE Studie gezeigt werden: Hier führten mehr Kohlenhydrate in der Nahrung zu mehr Herztoten. Fette dagegen senkten das Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben.
Dass man das aber auch vorher schon hätte wissen können, dazu genügt ein kurzer Blick ins Biochemie-Lehrbuch:
Cholesterin wird aus Acetyl-CoA hergestellt. Acetyl-CoA ist ein zentrales Molekül im Zucker- und Fettstoffwechsel und hat eine zentrale Rolle in der Biosynthese, also der Herstellung, von vielen wichtigen Stoffen wie eben Cholesterin, vielen Hormonen und andere Substanzen. Aber Acetyl-CoA hat auch eine zentrale Rolle bei der Fettverbrennung.
So entsteht unser Cholesterin im Körper:Cholesterol-Biosynthese:
Diese Synthese vom Cholesterol findet im Cytoplasma, also im normalen Zellwasser statt.
Acetyl-CoA entsteht im Rahmen der Beta-Oxidation von Fettsäuren und kann in Energie umgewandelt werden.
Die Beta-Oxidation von Fettsäuren findet jedoch in den Mitochondrien statt. Den Kraftwerken unserer Zellen. Dort ist nicht wie oben das Enzym HMG-CoA Reduktase sondern das Enzym HMG-CoA Lyase aktiv. Die HMG-CoA Reduktase aktiviert die Cholesterol-Biosynthese im Cytoplasma. Die HMG-CoA Lyase dagegen aktiviert in den Mitochrondrien die Synthese von Ketonkörpern.
Hier nochmal zur Veranschaulichung:HEISST: ob jetzt aus dem Acetyl-CoA unser ungeliebtes Cholesterin oder eines unserer geliebten Ketonkörper (gute Energielieferanten) wird, hängt davon ab ob das Ganze im Zellwasser oder im Mitochondrium passiert.
Zusammengefasst, sitzen wir ruhig auf dem Sofa und essen Kohlenhydrate, wird die Cholesterinherstellung angeregt. Der Blutwert steigt. Bewegen wir uns dagegen, kommen in die Fettverbrennung, dann entsteht eben kein Cholesterin, sondern Ketonkörper. Und in die Fettverbrennung kommen wir eben nicht, wenn wir Kohlenhydrate essen und Insulin ausschütten. Das hemmt extrem die Fettverbrennung. Dabei können wir auch nicht abnehmen.Insulin ist das Schlüsselhormon. Damit kommen wir nicht in die Fettverbrennung, können nicht abnehmen.Ein zweiter Mechanismus wie wir, wie in der Abbildung gezeigt, von der linken Seite auf die rechte Seite, also ins Innere der Mitochrondrien kommen, ist der Transport von Fetten über die Mitochrondrienmembran (die Wand der Mitochondrien). Das funktioniert leider nicht einfach so. Das Fett kann nicht die Wand spontan ohne Hilfe überwinden. Das funktioniert mit dem sogenannten Carnitin-Shuttle. So sieht das aus:
Dass es also überhaupt zur Fettverbrennung kommt, muss das Fett in das Innere der Mitochondrien kommen. Und das geht nur über den Carnitin-Shuttle. Heißt, wir brauch Carnitin zur Fettverbrennung. Und hier schließt sich auch der Kreis, warum Carnitin auch die Blutfette und sogar das Cholesterin senkt. Deshalb empfehlen wir auch schon seit langem Carnitin (gerade für Veganer und Vegetarier) als Nahrungsergänzungsmittel zu substituieren.Wir haben gelernt: Insulin ist die Ursache für eine vermehrte Cholesterinsynthese im Körper. Die eigene Cholesterinsynthese ist das, was den Blutspiegel nach oben treibt, nicht das bisschen, was wir mit dem Frühstücksei zu uns nehmen (siehe Artikel
Cholesterin
). Fettverbrennung findet dann statt, wenn wir weniger Insulin im Blut haben. Fett aus der Nahrung blockiert sicher nicht unsere Fettverbrennung. Und für die Fettverbrennung brauchen wir ein paar Hilfsmittel, z.B. das Carnitin. Und natürlich Bewegung 😊. Für all das genügt ein kurzer Blick ins Biochemie Lehrbuch. Und das war auch schon in den Lehrbüchern von vor 20 Jahren drin. Daher für mich unverständlich, dass seit 50 Jahren gesagt wird, Fett wäre das Problem. Und weiterhin (z.B. von der DGE und anderen) behauptet wird. Das Wissen ist schon lange da. Aber wir wissen ja, wie lange es dauert, bis ein Gerücht aus der Welt geschafft ist. Wir wissen heute, dass die low-fat Bewegung der achtziger Jahre und der folgenden zu einem extremen Anstieg des Übergewichtes bis heute geführt hat. Das low-fat führte zwangsläufig zu einer Erhöhung des Kohlenhydrat(=Zucker)-Anteils in der Nahrung. Es hat nicht funktioniert. Die Geschichte beweist es und. Gerade kamen wieder Daten heraus, wieviele Kinder- und Jugendliche erhebliches Übergewicht haben. Die Zahlen haben sich seit 1975 verzehnfacht. Heute sind weltweit über 120 Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig. Und wir wissen um die katastrophalen negativen Folgen für die Gesundheit. Das Gerücht über low-fat verliert nun mehr und mehr an Halt. Zum Glück. Für viele aber leider viel zu spät. Leider sind aber nunmal weltweit Kohlenhydrate die billigsten Nahrungsmittel. Ohne Getreide könnte man die Weltbevölkerung nicht ernähren. Ändert aber leider nichts an den biochemischen Eigenschaften der verschiedenen Nahrungsbestandteile und daran dass unser Stoffwechsel nicht auf einen zu hohen Kohlenhydratanteil ausgelegt ist. Und der ist im Durchschnitt nun mal häufig zu hoch. Zuviel schadet, macht Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, Diabetes, Harnsäureerhöhung, Bluthochdruck: das sogenannte metabolische Syndrom. Der Auslöser ist zu viel Insulin. Mehr darüber findet man auch in dem Artikel über Fettleber
. Quellen: Biochemistry, John W. Pelley, Second Edition, Elsevier Taschenatlas Biochemie des Menschen, Jan Koolman, Klaus-Heinrich Röhm, Thieme Verlag http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)32129-3/fulltext?elsca1=tlpr http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-10/uebergewicht-kinder-fettleibigkeit-who-adipositas