Ernährung Eiweiß Gesundheit

In der Medizin längst bekannt und in der internationalen Literatur Basiswissen. Eine gute Ernährungssituation des Patienten ist ein eindeutiger prädiktiver Faktor für Gesundheit. Eine schlechte Ernährungssituation (Malnutrition genannt) ist ein prädiktiver Faktor für erhöhte Sterblichkeit, erhöhte Komplikationsrate nach Operationen, erhöhte Infektanfälligkeit, uvm.
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 7 Minuten
In der Medizin längst bekannt und in der internationalen Literatur Basiswissen. Eine gute Ernährungssituation des Patienten ist ein eindeutiger prädiktiver Faktor für Gesundheit. Eine schlechte Ernährungssituation (Malnutrition genannt) ist ein prädiktiver Faktor für erhöhte Sterblichkeit, erhöhte Komplikationsrate nach Operationen, erhöhte Infektanfälligkeit, uvm. (1) Woran macht man in der Medizin die Ernährungssituation fest? Dafür haben sich als aussagekräftige Werte heutzutage die beiden biochemischen Marker Serum-Albumin und Serum-Transferrin als Ernährungsparameter herausgestellt. Diese Blutmarker geben Hinweise, ob jemand in einer guten oder weniger guten Ernährungssituation ist. Ob sein Risiko für Komplikationen erhöht ist oder nicht. Niedrige Albumin und Transferrin Spiegel sind in Studien mit einem schlechteren Outcome assoziiert. Albumin und Transferrin. Dabei handelt es sich um Proteine im Serum. In der Studie (1) konnte signifikant gezeigt werden, dass eine Malnutrition (niedriges Albumin und Transferrin) vor der Implantation einer Endoprothese (Kunstgelenk) ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Infektion nach der Operation war (7% Infektionen bei den schlecht ernährten vs 1% Infektion bei den gut ernährten).  Es werden in der Medizin zur Beurteilung der Ernährungslage Serum-Eiweiße herangezogen und nicht Zucker oder Fett, wobei das auch z.T. mit beachtet wird, aber in diesem Falle, dass zu hohe Serum-Fette und hoher Blutzucker negative Faktoren sind. Ein hoher Eiweißspiegel im Blut gilt also als ein guter Ernährungsfaktor, hohe Zucker- und Fettwerte als negativ. Übergewicht und Diabetes gelten als häufige Kofaktoren einer Malnutrition (Mangel-oder Fehlernährung). (2).Ein gut ernährter Mensch ist also in der Medizin nicht etwa jemand mit hohem Körperfettanteil oder einem hohen Körpergewicht, sondern ein Mensch mit einem hohen Eiweißspiegel im Blut. Ein schlecht ernährter ist nicht etwa jemand mit Untergewicht, sondern jemand mit schlechter Eiweißversorgung und mangelnden Mikronährstoffen. Malnutrition kann auch bei Übergewicht vorhanden sein. In der Medizin und der internationalen wissenschaftlichen Literatur längst Basiswissen. Es gibt keine Krankheit, die durch zu wenig Zucker/Kohlenhydrate zustande kommt, wohl aber eine Eiweißmangelkrankheit (=Kwashiorkor) mit schlechterer Abwehrlage, geschwächter Immunfunktion. Malnutrition, also schlechte Ernährungssituation ist u.a. sichtbar durch zu wenig Eiweiß im Blutserum, häufig verbunden mit Übergewicht und Diabetes, also zu hoher Zucker im Serum. Ein niedriger Albumin Spiegel im Blut war in dieser Studie (4) der beste prädiktive Parameter um Tod, SIRS oder Sepsis vorauszusagen. Albumin ist das wichtigste und häufigste Eiweiß in unserem Blut.
Für Dialysepatienten ist ein niedriger Albuminspiegel im Blut der stärkste Prädiktor für die Sterblichkeit (5).
Über das große Thema Eiweiß- und Mikronährstoffsubstitution in der Medizin, genannt Immunonutrition schreibe ich Ihnen später mal einen gesonderten Artikel. Nur so viel sei gesagt: durch Immunonutrition konnte in vielen Studien gezeigt werden, dass die postoperative Infektionsrate damit gesenkt werden kann (11). Wie in dieser Veröffentlichung (11) gefordert wird, sollte es eigentlich Standard sein. Dauert sicherlich noch lange, bis das kommt. Trotzdem, Sie wissen es jetzt. Wenn Sie operiert werden, sind Sie ja mit ausreichend Eiweiß und Mikronährstoffen versorgt (Sie lesen ja schließlich immer die NEWS und unsere Empfehlungen und halten sich daran, nicht wahr?).
Auch in der Intensivmedizin konnte gezeigt, dass durch eine sogenannte Immunonutrition (Formula-Diäten: Eiweiße und Mikronährstoffe) das Infektionsrisiko (z.B. Pneumonien, etc) vermindert werden kann (7).
Eine sogenanntes Protein-Energie-Wasting (Eiweißverlust) korrelierte in dieser Studie (3) an Dialysepatienten signifikant mit Entzündungsfaktoren (wie hsCRP und Il-6) (3). Für den Körperfettgehalt wird in der Medizin gerne der Bauchumfang genommen. Für den Eiweißstatus wird häufig der Armumfang genommen. In der Studie (3) korrelierte der Armumfang negativ mit den Entzündungsfaktoren im Serum. Heißt, je niedriger der Armumfang, desto mehr Entzündung, also höheres Krankheitsrisiko. Umgekehrt, hoher Armumfang (als Marker für gute Eiweißversorgung) ist mit weniger Entzündung und besser Gesundheitslage assoziiert.
Um den Albuminspiegel im Blut anzuheben, eignen sich übrigens Aminsoäuren (Eiweiß) und besonders gut die BCAA´s, die verzweigtkettigen Aminosäuren (hoher Anteil im Molke-Eiweiß) (6),(7),(10).
Eiweiß steht in der Medizin für gute Ernährungssituation, Zucker für schlechte. Wissen wir. Wissen Sie schon lange. Aber leider in der Tagespresse und in der Allgemeinheit noch längst nicht angekommen. Ist schon eine große Diskrepanz, zwischen dem was die Tagesmedien so von sich geben und dem was in der Medizin längst anerkanntes Wissen ist. Dazu gibt es hunderte Studien, viel mehr als ich sie hier auflisten könnte. Auch genug Metaanalysen die wiederum hunderte Studien analysieren. Deswegen nur ein paar (siehe unten). Trotzdem geben die Studien ein einheitliches Bild, was der Hauptunterschied zwischen guter und schlechter Ernährungslage ist. Das Albumin hat sich nun mal in viele Studien als prognostischer Marker für bessere Gesundheitslage/Ernährungssituation herausgestellt. Albumin ist nun mal das größte Serumprotein. Und Albumin steigt nun mal durch Protein in der Nahrung. Alles weitere kann sich jeder nun selbst zu diesem Thema denken.
Jetzt habe ich viel geschrieben und Sie hoffentlich nicht mit dem langen Text gelangweilt. Trotzdem möchte ich noch mit einer letzten Veröffentlichung (9) zu diesem Thema abschließen: 80 ältere Menschen die in einer geriatrischen Rehaklinik aufgenommen wurden, wurden in 2 Gruppen eingeteilt. Die eine bekam 8 Gramm essentiellen Aminosäuren pro Tag substituiert, die andere nicht. Die Gruppe mit den Aminosäuren hatten ein höheres  Serum-Albumin und Hämoglobin. In dieser Gruppe bekamen 52% eine Infektion, die andere nicht substituierte Gruppe bekam zu 82,5% eine Infektion. Nur durch die Gabe von 8 Gramm Aminosäuren am Tag, konnte die Infektionsrate um 30% gesenkt werden (9).
(1) Clin Orthop Relat Res. 2015 Jan;473(1):175-82. doi: 10.1007/s11999-014-3685-8.Is potential malnutrition associated with septic failure and acute infection after revision total joint arthroplasty?Yi PH1, Frank RM, Vann E, Sonn KA, Moric M, Della Valle CJ. (2) J Am Acad Orthop Surg. 2014 Mar;22(3):193-9. doi: 10.5435/JAAOS-22-03-193.Evaluation of malnutrition in orthopaedic surgery.Cross MB, Yi PH, Thomas CF, Garcia J, Della Valle CJ. (3) Nephrourol Mon. 2015 Nov 29;7(6):e33143. doi: 10.5812/numonthly.33143. eCollection 2015.Evaluation of Protein-Energy Wasting and Inflammation on Patients Undergoing Continuous Ambulatory Peritoneal Dialysis and its Correlations.Krishnamoorthy V1, Sunder S1, Mahapatra HS1, Verma H1, Sharma N2, Jayaraman R1, Sathi S1, Khanna S3, Mohamed A4. (4) Nutrients. 2016 Feb 29;8(3). pii: E124. doi: 10.3390/nu8030124.Nutritional Risk, Micronutrient Status and Clinical Outcomes: A Prospective Observational Study in an Infectious Disease Clinic.Dizdar OS1, Baspınar O2, Kocer D3, Dursun ZB4, Avcı D5, Karakükcü C6, Çelik İ7, Gundogan K8. (5) Am J Kidney Dis. 1998 Jun;31(6):997-1006.Simple nutritional indicators as independent predictors of mortality in hemodialysis patients. Leavey SF1, Strawderman RL, Jones CA, Port FK, Held PJ. (6) Tohoku J Exp Med. 2013;230(4):191-6.Supplementation of branched-chain amino acids maintains the serum albumin level in the course of hepatocellular carcinoma recurrence. Kakazu E1, Kondo Y, Kogure T, Ninomiya M, Kimura O, Iwata T, Morosawa T, Iwasaki T, Shimosegawa T. (7) Clin Nutr. 2003 Jun;22(3):221-33.Immunonutrition in the intensive care unit. A systematic review and consensus statement.Montejo JC1, Zarazaga A, López-Martínez J, Urrútia G, Roqué M, Blesa AL, Celaya S, Conejero R, Galbán C, García de Lorenzo A, Grau T, Mesejo A, Ortiz-Leyba C, Planas M, Ordóñez J, Jiménez FJ; Spanish Society of Intensive Care Medicine and Coronary Units. (8) Ren Fail. 2011;33(1):1-5. doi: 10.3109/0886022X.2010.536289.A novel amino acids oral supplementation in hemodialysis patients: a pilot study. Bolasco P1, Caria S, Cupisti A, Secci R, Saverio Dioguardi F. (9) Arch Gerontol Geriatr. 2011 May-Jun;52(3):e123-8. doi: 10.1016/j.archger.2010.09.005.Effects of oral amino acid supplementation on long-term-care-acquired infections in elderly patients. Aquilani R1, Zuccarelli GC, Dioguardi FS, Baiardi P, Frustaglia A, Rutili C, Comi E, Catani M, Iadarola P, Viglio S, Barbieri A, D'Agostino L, Verri M, Pasini E, Boschi F. (10) Nutrition. 2004 May;20(5):415-9.Provision of high-protein supplement for patients recovering from hip fracture. Neumann M1, Friedmann J, Roy MA, Jensen GL. (11) Gastroenterol Rep (Oxf). 2016 May;4(2):87-95. doi: 10.1093/gastro/gow008. Epub 2016 Apr 14.Should perioperative immunonutrition for elective surgery be the current standard of care?Bharadwaj S1, Trivax B2, Tandon P2, Alkam B1, Hanouneh I1, Steiger E3.