Fasten

Passend zur Fastenzeit nochmal ein paar Gedanken zum Fasten. Warum kann Fasten gut für den Stoffwechsel sein? Wann kann Fasten schlecht sein und den Stoffwechsel herunterregulieren?
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 4 Minuten
Passend zur Fastenzeit nochmal ein paar Gedanken zum Fasten. Warum kann Fasten gut für den Stoffwechsel sein? Wann kann Fasten schlecht sein und den Stoffwechsel herunterregulieren?
Zur 1. Frage: Fasten kann helfen, die Leber zu entfetten und die Insulinresistenz zu reduzieren. Zum Beispiel das uns schon bekannte Leberfasten.
Was passiert beim
Leberfasten
, also beim vollständigen Verzicht auf Kohlenhydrate?
Was passiert im Stoffwechsel?
Der Normalzustand des Stoffwechsels mit Kohlenhydraten in der Nahrung:
  • Kohlenhydrate werden im Darm in einzelne Zuckermoleküle aufgespalten
  • Die Zuckermoleküle gelangen ins Blut und erhöhen den Blutzuckerspiegel
  • Der erhöhte Blutzuckerspiegel führt zu einer Insulin-Ausschüttung
  • Insulin führt zu Fettproduktion und Einlagerung von Fett in die Leber und ins restliche Fettgewebe. Folge: Leberverfettung, Gewichtszunahme
Der Stoffwechsel ohne Kohlenhydrate:
  • Kein Anstieg des Blutzuckerspiegels
  • Der Blutzucker wird verbraucht und sinkt ab
  • Niedriger Blutzucker führt zur Ausschüttung des Insulin-Gegenspielers, dem Glucagon
  • Glucagon führt zur Fettverbrennung, damit zur Leberentfettung und zum Abnehmen
Hört sich simpel an, man könnte ja einfach komplett Fasten. Dann entsteht viel Glucagon und viel Fettreduktion, in der Leber und an all den anderen Stellen.
Zur 2. Frage: Komplettes Fasten führt aber auch dazu, dass der Grundumsatz sinkt. Der Körper stellt sich auf Hungersnot ein und reduziert den Grundumsatz. Verbraucht also weniger. Hätte man zum Beispiel vorher einen Grundumsatz von 2000 kcal am Tag, könnte er nach 2 Wochen Fasten schon bei 1300 kcal pro Tag liegen. Isst man dann wieder 2000 kcal, hat man täglich 700 kcal zu viel zu sich genommen. Man nimmt unweigerlich zu, meist sogar mehr als vor dem Fasten (nennt man auch JoJo-Effekt). Dann hätte das Fasten nicht viel gebracht. Dieser Hungersnot-Stoffwechsel brachte dem Menschen in der Steinzeit die Möglichkeit auch in langen Wintern ohne Nahrungsangebot zu überleben. Aber das gibt es nicht umsonst. Der Körper stellt einige Funktionen ein, die akut nicht lebensnotwendig sind, z. B. der Muskelaufbau. Viele Muskeln sind zwar gut, aber im Notfall, wenn es ums Überleben geht, verzichtet der Körper lieber darauf. Das gleiche gilt für den Knochenaufbau. Und für die Regeneration von anderen Geweben, wie Haut, Haare, Organe, Nerven, Hirn, Immunsystem. All diese Gewebe werden vorübergehend nicht erneuert, altern also schneller, um möglichst Energie zu sparen zum Überleben. Ist in der existentiellen Not auch sinnvoll. Heißt aber auch, dass häufiges und langanhaltendes Hungern den Körper extrem schwächen und schneller altern lässt. Menschen, die auch heutzutage noch hungern mussten, z. B. aus Kriegsgebieten, sind häufig stark vorgealtert. Unsere Großväter, die im 2. Weltkrieg hungern mussten, sahen deutlich älter aus, als gleichaltrige gesunde Menschen heute. Und wurden auch nicht so alt. Zusammengefasst ist Hungern nicht besonders empfehlenswert. Trotzdem haben wir ja schon beschrieben, dass die Entfettung der Leber sehr vorteilhaft sein kann und man dazu ein spezielles Fasten durchführen kann. Damit die Regeneration der Organe weiterhin stattfinden kann, braucht unser Körper aber auch während des Fastens die essenziellen Nährstoffe. Nämlich Aminosäuren (Eiweiß), Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, essentielle Fettsäuren, Omega 3, Coenzym Q10, Carnitin und all die anderen lebensnotwendigen Stoffe. Heißt, man kann durchaus mal 2 Wochen Fasten. Dann aber mit 3 x täglich Eiweißshakes + die essenziellen Mikronährstoffe. Damit beim Fasten also nur die positiven Wirkungen zum Tragen kommen, also das sogenannte Leberfasten. Die Leber entfetten, die Insulinresistenz verringern. Das könnte man dann als das moderne Fasten bezeichnen. Biochemisch korrektes Fasten. So geht Fasten im 21. Jahrhundert.
Wer also Fasten möchte und sich damit was Gutes tun will, kann modernes Fasten betreiben:
  • Fasten heißt verzichten, aber nur auf die schlechten Dinge: Kohlenhydrate (= alles Mehl – Brot-Teigwaren-Kuchen-Nudeln-Kartoffeln-Obst, Zucker, Fruktose, Säfte, etc.), Alkohol, Süssigkeiten, etc.
  • Die mindestmenge an Eiweiß pro Tag aufrechterhalten, z. B. 3 Eiweißshakes pro Tag
  • Alle Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Carnitin, Coenzym Q10, Omega 3
Alles kein Muss, aber Fasten kann durchaus seine positiven Eigenschaften für den Stoffwechsel haben. Wer möchte kann das durchaus mal tun. Aber wenn schon Fasten, dann richtig. Dem Stoffwechsel angepasst. Wir kennen heutzutage die Biochemie unseres Körpers und können danach handeln.
P.s.: Wie immer, bei bestimmten Erkrankungen vorher mit dem eigenen Arzt absprechen. Durch den Kohlenhydrat-Verzicht sinkt der Blutzucker. Diabetiker müssen daher ggf. schon vorher ihre Diabetes-Medikation reduzieren, sonst droht Gefahr der Unterzuckerung.