(HEIL-)FASTEN
Heilfasten. Sinnvoll zur Verbesserung der Gesundheit und Krankheitsprävention. Man sollte aber nicht auf alles verzichten.
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 5 Minuten
(HEIL-)FASTEN
Passend zur Jahreszeit ein paar Gedanken über das Fasten. Fasten ist seit Jahrhunderten in der Medizin ein bekanntes Behandlungsverfahren. Häufig konnten hierbei Verbesserungen der Gesundheit erzielt werden. Auch viele Ärzte bieten regelmäßig sogenannte Heilfasten-Kuren an. Neuerdings wurde das Fasten auch von windigen Geschäftemachern neu entdeckt und wird dann als teure, sogenannte „Stoffwechselkur“ verkauft. Verschiedene Arten von Fasten haben eine religiöse und/oder gesundheitliche Basis. Den Formen des Fastens ist jedoch gemeinsam, dass es immer nur für eine begrenzte Zeit stattfindet. Fasten ist niemals zu einer Gewichtsabnahme gedacht. Das funktioniert häufig auch gar nicht. Und niemals langfristig. Es geht um eine Verbesserung der Gesundheit. Wir haben darüber schon im Zusammenhang mit dem Leberfasten berichtet. Ein zeitlich begrenztes Fasten macht durchaus häufig medizinisch Sinn. Fasten hat positive Wirkungen, die die Gesundheit verbessern. Es konnte auch in einigen aktuellen Studien (siehe unter Quellen unten) nachgewiesen werden, warum und wie das Ganze funktioniert. Die Hauptwirkung beim Fasten ist aber nach neuerer Auffassung durch den Verzicht auf Kohlenhydrate zu erklären (siehe
Leberfasten
). Damit das Fasten keine negativen Auswirkungen hat, sollte man vor allem auf kalorienreiche und kohlenhydratlastige Nahrungsmittel verzichten. Wir sollten nicht Mikro-Nährstoff fasten. Die Mikronährstoffe, also unsere essentiellen Nahrungsmittel die wir zum Leben brauchen wegzulassen, macht wenig Sinn (die haben auch keine Kalorien). Damit wir während des Fastens nicht (Mikronährstoff-)Verhungern, sollten wir diese auch während der Fastenzeit zuführen. Also eben nicht auf alles verzichten: sprich Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und die essentiellen Aminosäuren. Das sind die Dinge die unseren Körper am Laufen halten. Die wegzulassen macht also wenig Sinn. Das optimale Heilfasten wäre also wie folgt: 1-2 Wochen nur Vitamine, Mineralien, Spurenelemente (als NEM=Nahrungsergänzungsmittel) und reichlich Eiweiß, am bestens als low-carb Eiweißshake (ca. 3 am Tag). Dazu ganz, ganz wichtig: viel trinken. Man brauch beim Fasten unbedingt vermehrt Flüssigkeitsaufnahme (und das Salz nicht vergessen). So kommt man während des Fastens nicht in einen Mangelzustand und macht sich damit mehr kaputt, als dass man gewinnt. Nicht selten (wir kennen das von der Atkins-Diät) kommt es beim Verzicht auf Kohlenhydrate nach 2-3 Tagen zu Kopfschmerzen (der sogenannten Atkins Grippe). Für viele ist das nicht so angenehm. Dann kann man auch durchaus das Fasten in einer abgeschwächten Form machen, eben sehr wenig Kohlenhydrate, oder die Dosis langsam reduzieren. Einfach mal ausprobieren, ob es einem bekommt. Experimentiert. Probiert aus. Es ist euer Körper. Macht euch euren eigenen Plan. Nur durch ausprobieren könnt ihr das optimale Konzept für euch selbst herausfinden. Es ist auch nicht kompliziert. Fasten heisst verzichten. Vorrangig auf Kohlenhydrate. Dafür braucht man keinen komplizierten Plan. Keine Anleitung. Nur ein bisschen Grundlagenwissen. Und das bekommt ihr von uns. Einfach machen. Grundsätzlich ist ein Heilfasten (ähnlich wie auch schon das Leberfasten) durchaus für die Gesundheit und das Wohlbefinden förderlich.Fasten ist durchaus gesundheitlich in vielen Fällen sinnvoll, aber nicht zum Abnehmen. Höchstens als Einstieg in eine gesündere Lebensweise. Also nach dem Fasten auf gesunde, vernünftige, ausgewogene Ernährung achten. Was das ist, wissen Sie ja bereits (oder sonst bitte nochmal die Artikel zu
gesunder Ernährung
, Wasser
, NEM
und Eiweiß
nachlesen).In der Studie „Fasting-mimicking diet and markers/risk factors for aging, diabetes, cancer, and cardiovascular disease“ (siehe unter Quellen) wurde das sogenannte FMD=fasting mimicking diet untersucht. Hierbei wurde von Teilnehmern für jeweils 5 Tage in 3 aufeinanderfolgenden Monaten gefastet. Dies zeigte durchweg positive gesundheitliche Effekte. Also auch das sogenannte intermittierende Fasten, lieber häufiger aber eben kürzer, funktioniert auch. Das Fasten führt zu einer Verminderung von Risikofaktoren (Cholesterin, Triglyceride, Glucose) von Herz-Kreislauferkrankungen und zur verminderten Entzündungswerten. Daher ist Heilfasten auch gerade bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma sehr wirksam. Die verbesserte Insulinsensitivität und die Verminderung der Entzündungen im Körper sind sicherlich ein Hauptgrund, warum das Fasten so viele positive Wirkungen auf die Gesundheit hat.
Selbst Grundlagenstudien zu dem Thema an Hefezellen und Mäusen konnten eine lebensverlängernde Wirkung des Fastens nachweisen und das Altern signifikant reduzieren.
Insgesamt ist ein kurzes oder intermittierendes Heilfasten durchaus sinnvoll und empfehlenswert. Aber bitte an die Vitamine, Eiweiß und Wasser (viel, viel mehr als sonst) denken. Darauf sollte man nicht verzichten. Während des Fastens ist Ruhe und Entspannung wichtig. Während der 1 oder 2 Wochen oder auch nur ein paar Tage Fasten kann man ruhig auf Sport verzichten oder eben nur ruhige Entspannungskurse wählen (z.B. Body and Mind). Viele Menschen bemerken, dass man während des Fasten ungeahnte Energie bekommt. Man will sich plötzlich bewegen. Das ist ein tolles Gefühl. Aber bitte nicht gleich die neue Energie für einen Halbmarathon verbrauchen. Sehr anstrengender Sport ist während des Fastens nicht sinnvoll.
PS: Bitte selbständig Fasten nur für gesunde Personen. Bei Vorhandensein von Erkrankungen, insbesondere Diabetes, Nieren- und Herzerkrankungen nur unter ärztlicher Aufsicht (es gibt viele Ärzte mit Erfahrungen auf diesem Gebiet, aber nicht alle kennen und können das).
http://www.cell.com/cell/abstract/S0092-8674%2817%2930130-7
http://www.nature.com/nm/journal/v21/n3/full/nm.3804.html
http://stm.sciencemag.org/content/9/377/eaai8700
Forsch Komplementmed.
2013;20(6):444-53. doi: 10.1159/000357765. Epub 2013 Dec 16.Fasting therapy for treating and preventing disease - current state of evidence.Michalsen A
1, Li C
.https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63206/Intermittierendes-Fasten-haelt-jung-und-gesund
http://www.cell.com/cell-metabolism/abstract/S1550-4131(15)00224-7