Immunsystem stärken 1 – Vitamin C gegen Erkältung

Wie die regelmäßige Einnahme von Vitamin C sich auf den Verlauf einer Erkältung auswirken kann
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 4 Minuten

Hilft Vitamin C bei Erkältung? (Common Cold)

Common Cold, die „Erkältung“ ist ein Oberbegriff für akute virale Infekte der oberen Atemwege (Husten/Schnupfen/Heiserkeit). Das, was vielen jeden Winter regelmäßig wiederfährt. Unter Erkältung (Common Cold) werden Infekte der oberen Atemwege zusammengefasst (URTI = upper respiratory tract infection). Diese werden zu 70 - 80 % durch Viren verursacht, wie Rhinovirus, Coronavirus, Adenovirus, Influenza- und Parainfluenzavirus, respiratory syncytial virus und Coxsackievirus . Die anderen 20 - 30 % sind bakteriell (2).
Die Frage, ob Vitamin C dagegen hilft, bzw. davor schützt, wurde in vielen Studien untersucht. Einige dieser Studien (die hochwertigen) wurden in Meta-Analysen zusammengefasst. Ich möchte hier gerne 2 Metaanalysen zu dem Thema vorstellen.
1)
Die Cochrane Metaanalyse umfasst insgesamt 11.306 Patienten. Es wurden keine Studien mit aufgenommen, die eine Dosis von weniger als 0,2 g Vitamin C pro Tag untersuchten und keine Studien ohne Placebokontrolle. Es wurde unterschieden, ob die Teilnehmer regelmäßig Vitamin C einnahmen, oder nur therapeutisch, also nur beim Auftreten von Symptomen damit anfingen. Nur die Gruppe die regelmäßig Vitamin C eingenommen hatte, zeigte positive Effekte. Die andere Gruppe (also nur kurz während der Erkältung Vitamin C eingenommen) zeigte keinerlei Effekte, weder positiv noch negativ. Was lernen wir aus der Studie? Nur kurz, wenn man schon krank ist, Vitamin C einzunehmen bringt wenig. Besser ist es, Vitamin C regelmäßig einzunehmen. Hier die Effekte:
2)
Die Verkürzung der Krankheitsdauer unter regelmäßiger Vitamin C Einnahme lag bei Erwachsenen bei 8 %. Bei Kindern bei 14 %. Das Besondere ist eine Untergruppe: Kinder, die 1 - 2 Gramm Vitamin C pro Tag bekamen. Hier sank die Krankheitsdauer um 18 %. Hier wird in der Studie klar beschrieben, dass es sich bei den 14 % bei Kindern um ein schlechteres Ergebnis handelt, da dies aus Studien mit niedriger Dosis herauskam. Heißt, wenn schon bei Kindern erst durch eine höhere Dosis von 1 - 2 Gramm pro Tag die Ergebnisse besser werden, würde ich mal behaupten, muss man bei Erwachsenen wahrscheinlich eher an 2 - 3 Gramm Vitamin C pro Tag denken (so handhabe ich das persönlich jedenfalls).
3)
4)
In einer weiteren Metaanalyse von 9 randomisierten, kontrollierten Studien konnte gezeigt werden, dass Vitamin C die Dauer von Erkältungskrankheiten verkürzen konnte, wie auch schon die Cochrane Analyse. Hier konnte aber auch gezeigt werden, dass die Schwere der Symptomatik verringert werden konnte. Fieber, Brustschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen konnten signifikant reduziert werden. Auch wurde gezeigt, dass die reguläre Einnahme (also z. B. täglich 1 Gramm Vitamin C) und dann bei Auftreten von Symptomen zusätzlich die Einnahme einer höheren Dosis (dann ca. 3 - 4 Gramm Vitamin C) eine positivere Wirkung zeigt und die Genesung beschleunigt. Im Gegensatz dazu konnte die alleinige therapeutische Dosis (also nur bei Symptomen) keine Unterschiede zu Placebo erreichen. Heißt nur die regelmäßige Einnahme von Vitamin C bringt was, dann kann man auch bei Auftreten der Krankheit nochmal eine höhere Dosis zusätzlich nehmen.
5)
Die Autoren empfehlen am Ende ihrer Arbeit am ehesten die tägliche Einnahme von ca. 1 Gramm Vitamin C sowie während der Krankheit dann 3 - 4 Gramm Vitamin C pro Tag.
Viele Behaupten ja einfach, Vitamine würden nichts bringen. Die wenigsten werden diese Studien kennen. Wer diese Behauptung also einfach aufstellt, muss auch erstmal wissenschaftlich diese Studien wiederlegen. Gerade bei einer Cochrane-Analyse könnte das schwierig werden. Wir empfehlen nur Dinge, die wir belegen können, für die es naturwissenschaftliche/biochemische logische Zusammenhänge oder klinische Daten gibt. Diese beiden o. g. Studien sind für mich ein sehr guter Beleg und für mich ausschlaggebend, selbst regelmäßig Vitamin C einzunehmen. Muss man natürlich nicht. Ist jedem logischerweise selbst überlassen. Aber wenn andere (auch und gerade viele Kollegen) einfach behaupten, Vitamine würden ja nichts bringen, dann müssten sie diese Studien zunächst wissenschaftlich und statistisch korrekt wiederlegen (das Zitieren einer „Schrottstudie“ mit 0,2 Gramm oder weniger Vitamin C, die natürlich keine Effekte zeigen kann, reicht dazu nicht aus).
Natürlich sind die Effekte von einem Mikronährstoff mit z. B. 18 % Minderung der Krankheitsdauer nicht extrem. Aber es gibt ja auch noch viele andere wichtige Mikronährstoffe, die für das Immunsystem sehr relevant sind. Erst die Kombination und die komplette, optimale Versorgung kann logischerweise erst die optimalen Effekte bringen. Im 2. Teil der Serie Immunsystem stärken beschäftigen wir uns mit dem Zink.
Quellen:
1.   Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jan 31;(1):CD000980. doi: 10.1002/14651858.CD000980.pub4.Vitamin C for preventing and treating the common cold.Hemilä H1, Chalker E.Author information Department of Public Health, POB 41, University of Helsinki, Helsinki, Finland. [email protected].
2.   Biomed Res Int. 2018 Jul 5;2018:1837634. doi: 10.1155/2018/1837634. eCollection 2018.Extra Dose of Vitamin C Based on a Daily Supplementation Shortens the Common Cold: A Meta-Analysis of 9 Randomized Controlled Trials.Ran L1, Zhao W1,2, Wang J3, Wang H4, Zhao Y3,5, Tseng Y5, Bu H4.