Langlebigkeit: Gene oder Lebensstil?
Was beeinflusst unsere Lebenserwartung mehr? Die angeborenen Gene oder die Umwelt und die Art WIE wir Leben?
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 5 Minuten
Eine aktuelle Studie aus „Nature“ untersuchte den Zusammenhang zwischen verschiedenen Genen und verschiedenen Lebensstilfaktoren und deren Einfluss auf die Lebenszeit. Untersucht wurde das gesamte Erbgut von über einer halben Million Menschen. Da diese Menschen noch am Leben sind, wurden die Daten mit der Lebensdauer der Eltern korreliert. Einige Gene konnten hierbei einen signifikanten Einfluss auf die Lebenserwartung zeigen. Einige Gene verkürzten die Lebenserwartung je nach Gen zwischen 0,4 und 0,9 Jahren. Heißt einige Genvarianten verkürzten das Leben um ein paar Monate.
Insgesamt war der Einfluss der Gene auf die Lebenserwartung mit ein paar Monaten also sehr gering. Viel, viel ausgeprägter ist der Einfluss von Lebensstilfaktoren auf die Lebenserwartung. Wir wissen z.B. dass Rauchen (1 Packung pro Tag) das Leben im Schnitt um 7 Jahre verkürzt. Genauso stark wird das Leben durch Nicht-Bewegung verkürzt. Anders herum, regelmäßige Bewegung verlängert das Leben um ca. 7 Jahre. Daher sagt man auch heutzutage gerne „Sitzen“ ist das „neue Rauchen“.
Auch Bildung verlängert das Leben. Laut dieser Studie im Schnitt um 11 Monate pro Bildungsjahr (was glauben SIE warum es zusätzlich zu Bewegungsprogrammen hier bei Pur-Life auch die regelmäßigen NEWS und Fortbildungsseminare gibt?? 😊, die PUR-Bildung ist, was das angeht ganz sicher besonders effektiv 😉)
Die Studie ist daher interessant, da wir das Ausmaß der an uns vererbten Gene auf die Lebenserwartung so noch nicht kannten. Sicher hätte man vom Gefühl her eher gedacht, der Einfluss der Gene wäre deutlich größer als ein paar Monate. Insgesamt aber ein sehr erfreuliches Ergebnis.
Wir sind unserem Schicksal also nicht hilflos ausgeliefert. Man kann sehr stark vieles selbst bestimmen. Die Gesundheit, aber auch die Lebenserwartung.
Und genau dafür machen wir von pur-life das alles hier. Man kann vieles selbst bestimmen. Heißt aber nicht, dass man das alleine tun muss. Dafür sind wir da. Und genau das ist auch (meine) ärztliche Aufgabe. Zu helfen, zu unterstützen, den Weg zu weisen. Die Verantwortung dafür was zu tun liegt aber bei jedem Einzelnen!!!
PS: Dass der Einfluss der Gene so gering ist und der Einfluss des Lebensstils so viel größer ist, liegt an der sogenannten „Epigenetik“. Seit den relativ neuen Erkenntnissen der Epigenetik wissen wir, dass die Regulation der Gene sehr stark von Umwelteinflüssen abhängig ist.
Ich weiß, dass viele meiner Patienten diesen Artikel oder diese Tatsache nicht gerne hören mögen. Erlebe ich jeden Tag. Warum? Weil es für viele natürlich leichter und bequemer ist, zu sagen: „da sind die Gene schuld“. Leider bedeutet diese Erkenntnis nämlich auch, dass man den Lebensstil vielleicht ändern müsse, also die bisherige Komfortzone verlassen muss und oh je: sich vielleicht auch noch bewegen muss, damit die Gesundheit sich verbessert. Bequemer wäre es ja doch, die „Schuld“ den Genen zuzuschreiben, die Verantwortung an die Medizin abzugeben und eine Pille zur Genesung zu fordern. Ich darf das hier so unverblümt schreiben, weil ich weiß, dass Sie, meine lieben pur-life´ler anders sind, sonst wären Sie hier nicht angemeldet 😉
PS: Und bevor ich wieder böse Kommentare lesen muss: natürlich ist JEDEM klar, dass es viele Erkrankungen gibt, die sich nun mal nicht oder nur wenig von außen beeinflussen lassen. KEINER ist an seiner Erkrankung schuld! Egal welcher Krankheit! Das möchte ich hier nochmal ausdrücklich betonen! Ich bitte diese wissenschaftlichen Erkenntnisse der Epigenetik im positiven Sinne zu sehen, nämlich, dass wir sehr, sehr häufig nicht hilflos dem Schicksal ausgeliefert sind. Wir haben es in der Hand!!! Wir können was für unsere Gesundheit und ein langes Leben tun. Und die Wissenschaft zeigt uns, dass es funktioniert, dass es was bringt, dass wir mit etwas Bewegung, etwas Sport, ein paar Kursen unsere Gesundheit deutlich verbessern und das Leben verlängern können.
PS: Und nochmal weil es mir besonders wichtig ist: KEIN MENSCH ist Schuld an seiner Erkrankung. Nicht nur die Gene, auch das soziale Umfeld, die gesamte Umwelt, die Gesellschaft, die verschiedensten Situationen, der Beruf, die familiäre Situation und vieles, vieles mehr sind beteiligt am Gesundheitszustand und da kann man oft nichts dafür oder nichts dran ändern. Viel häufiger als man denkt, spielt der Zufall eine Rolle, wie wir von dem Nobelpreisträger, Psychologen und Statistiker Daniel Kahneman („Schnelles Denken, langsames Denken“, ) wissen.
Nur wenn alle Menschen daran zusammenarbeiten kann man einige Faktoren für die Gesundheit vielleicht ein bisschen verbessern (insbesondere die Arbeitssituationen, denn da verbringt man meisten den Großteil seiner nicht-schlafenden Lebenszeit; da sind vor allem Politik, Gesellschaft, Arbeitgeber, Behörden gefragt).
Quelle:
Nat Commun.
2017 Oct 13;8(1):910. doi: 10.1038/s41467-017-00934-5.Genome-wide meta-analysis associates HLA-DQA1/DRB1 and LPA and lifestyle factors with human longevity.https://www.nature.com/articles/s41467-017-00934-5