Nochmal SALZ: die richtige Menge

Salz. Wieviel ist denn nun gut für uns? Wer muss auf mehr, wer auf weniger Salz achten? Was können Schwellungen in den Beinen mit der Salzfaufnahme zu tun haben?
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 8 Minuten
Nach unseren Artikeln über Salz (
Salz
und
chronischer Salzmangel
) herrschte in den Foren, Kommentaren und Fragen ans uns hier immer noch ein bisschen Ratlosigkeit und Unsicherheit was die Salzaufnahme angeht. Daher möchte ich dieses Thema gerne nochmal aufgreifen. In der Laienpresse wird immer noch ständig das alte Dogma „möglichst wenig Salz essen“ zitiert. Da Salz aber nun mal auch lebensnotwendig ist und zu wenig Salz auch schädlich sein kann, ist nun die Frage: WIEVIEL Salz denn nun? Zu viel schlecht. Zu wenig auch schlecht. Also scheint die Lösung in der goldenen Mitte (wie so oft in der Medizin) zu liegen.
Wir hatten im Artikel Salz schonmal die Studie zitiert, die eine Salzaufnahme von ca. 12 Gramm pro Tag (gemessen über die Ausscheidung von Natrium von 5 Gramm pro Tag) als Optimum zeigte. Die schon von uns schon zitierte PURE Studie hat hierfür genaue Zahlen.
Gemessen wurde die Salzaufnahme anhand der Natrium-Ausscheidung.
Bitte im gesamten Artikel den Unterschied von Natrium und Natriumchlorid (=Kochsalz) beachten, besonders bei dem Mengenangaben in Gramm.
Eine Ausscheidung von weniger als 3 Gramm Natrium und mehr als 7 Gramm Natrium bei Menschen mit Bluthochdruck erhöhte das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.
Eine Ausscheidung von weniger als 3 Gramm erhöhte das Risiko bei normalem Blutdruck. Eine höhere Ausscheidung (auch über 7g) machte den Menschen mit normalem Blutdruck nichts aus.
Heißt, wenig Natrium ist für Bluthochdruckpatienten und Normaldruckpatienten schlecht, zuviel Natrium (>7g) ist nur für einige Bluthochdruckpatienten schlecht.
Jetzt zum praktischen: das Optimum schien in einer Dosis von 4-5 Gramm Natriumausscheidung pro Tag zu liegen, egal ob Bluthochdruck oder Normaldruck. Und wer weiß von uns schon, ob er Salzempfindlich ist oder nicht? Daher am besten eine Empfehlung für ALLE! Und die scheint eben bei 4-5 Gramm Natriumausscheidung zu liegen.
5 Gramm Natriumausscheidung entsprechen 12 Gramm Natriumchlorid (=Kochsalz).
Also scheint die Menge von12 Gramm Kochsalz das optimale zu sein.
Zusätzlich jedoch müsste man auch das Salz zu sich nehmen, was man über den Schweiß verliert. Das wurde in der Studie natürlich nicht berücksichtigt, wäre auch umständlich zu messen). Auch wurde nicht die Trinkmenge der Teilnehmer berücksichtig. Je mehr man trinkt, desto mehr Salz kann man auch problemlos über die Nieren wieder los werden (wenn die Nieren gesund sind).
Insgesamt sind wir mit unserer Empfehlung 1-2 Gramm Salz pro Liter Wasser also ziemlich in der goldenen Mitte. Gerade wenn man viel schwitzt und dann viel trinkt, muss man auch an das Salz denken. Deshalb ist es sinnvoller die Menge des Salzes an der Trinkmenge zu orientieren. Da wir ja auch noch Salz aus der Nahrung zu uns nehmen, bleiben wir also bei der Empfehlung:
1-2 Gramm Salz pro Liter Wasser
Ist eben praktikabel. Wer es aber nun exakt haben möchte wie in der Studie, der rechne aus allen Nahrungsmitteln und Getränken welche er pro Tag aufnimmt das Salz zusammen und sollte so auf 12 Gramm Salz pro Tag kommen. Zusätzlich noch 1-2 Gramm Salz pro Liter Schweiß.
Aber WARUM überhaupt SALZ?
Salz bindet Wasser. Da unser Körper zu ca.70% aus Wasser besteht, ist uns einleuchtend, dass unser Körper wohl reichlich Wasser braucht, um gut zu funktionieren. (Siehe Artikel
Wasser
). Im Wasser finden alle notwendigen Zellvorgänge und Stoffwechselprozesse statt. Sind wir dehydriert, funktioniert der Körper sehr schnell nicht mehr richtig. Erstes Anzeichen: man wird müde und schlapp. Keine Energie. Konzentrationsstörungen. Und das geht schon sehr schnell. Sehr schnell. Nach 3 Tagen ohne Wasser ist man schon nicht mehr am Leben. Man ist aber nicht 3 Tage topfit und fällt dann plötzlich von einer Sekunde auf die andere um. Das geht schleichend. Heißt, nach ein paar Stunden mit zu wenig Wasser fängt der körperliche Verfall schon an. Damit also das wichtige Wasser im Körper auch gehalten wird und nicht sofort über den Urin wieder raus geht, brauchen wir das Salz. Denn Salz bindet Wasser. Da kommen wir auch schon zum Problem mit zuviel Salz bei einigen Menschen. Viel Salz, heißt viel Wasser im Körper. Viel Wasser in den Blutgefäßen kann den Blutdruck erhöhen. Daher gilt für Bluthochdruckpatienten eher die untere Grenze am notwendigen Salz zuführen. Die untere Grenze für Salz war ja 3 Gramm Natriumausscheidung pro Tag, entspricht einer Natriumchlorid (Salz) Menge von ca. 7 Gramm. Heißt, Bluthochdruckpatienten (vor allem die die salzempfindlich sind) sollten weniger Salz, also eher an der unteren Grenze von ca. 7 Gramm pro Tag bleiben.
Wasser in den Beinen
Viele Menschen haben zuviel Wasser in den Beinen. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Z.B. Herzschwäche oder Nierenschwäche: wenn das Herz es nicht mehr schafft, das Blut aus den Beinen erfolgreich herauszupumpen, dann bleibt vermehrt Wasser in den Beinen. Wenn die Nieren es nicht schaffen, das ganze Salz und Wasser auszuscheiden, dann bleibt auch zuviel Wasser im Körper, vorzugsweise sichtbar in den Beinen. Vor allem sichtbar an den Knöcheln. Also bei beidseitigen Knöchelödemen kann die Ursache eine Herz- oder Nierenschwäche sein. Dann ist ein insgesamt zuviel an Wasser im Körper problematisch. Es kann nicht mehr verarbeitet werden. Daher haben wir auch schon im Artikel Salz darauf hingewiesen, dass Menschen mit bekannter Herz- oder Niereninsuffizienz eher auf eine geringere Salzaufnahme achten sollten. Auch kann bei schweren Formen vom Kardiologen oder Nephrologen mal die Trinkmenge vorgegeben sein. Daher gilt für diese beiden Erkrankungen nicht: viel hilft viel. Sondern die Vorgaben des Arztes beachten.
Andere Ursachen für Wassereinlagerungen in den Beinen:
Zum einen Venenschwäche. Wenn die Venenklappen nicht mehr gut funktionieren, dann wird das Blut nicht mehr optimal aus den Beinen nach oben, der Schwerkraft entgegen, transportiert. Das Blut staut sich. Die Venen werden dicker (Krampfadern), Wasser wird abfiltriert und bleibt in den Beinen. Die Ursache ist hier also ein mechanisches Problem. Insuffiziente Venenklappen. Hier haben die geschwollenen Beine also nichts mit dem Gesamt- Wasser- oder Salzhaushalt des Körpers zu tun. Die Lösung: Kompressionsbehandlung (z.B. Kompressionsstrümpfe um die Venen von außen zu unterstützen, oder eine Operation wobei diese kaputten Venen dann gezogen oder minimalinvasiv von Innen verödet werden). Heißt aber auch: bei dieser häufigen Erkrankung führt eine Salz-oder Wassereinschränkung nicht zu weniger Wasser in den Beinen.
Zweitens: das Lymphödem. Auch eine Abflussstörung, aber nicht des Blutes wie eben berichtet, sondern eine Abflussstörung der Lymphe in den Lymphbahnen. Vom Prinzip her aber ähnlich wie mit den Venen. Nur eben nicht der Blutgefäße, sondern der Lymphgefäße. Hat aber auch nichts mit dem Wasser-oder Salzhaushalt zu tun. Daher bringt eine Salzeinschränkung auch hier keine Linderung.
Drittens: das Lipödem. Dabei handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, wobei das Fett nicht wie üblicherweise an Bauch-Beine-Po angelagert wird, sondern im Bereich der Beine (oder auch Arme). Das vermehrte Fett und die Schwellung dadurch, können dann sekundär zu einer vermehrten Wassereinlagerung führen. Heißt, die Wassereinlagerungen sind eine Folge und nicht die Ursache des Lipödems. Die Wassereinlagerungen entstehen durch mechanische Stauung und durch das Fettgewebe selbst. Haben also nichts mit dem Gesamt Körperwasser- oder Salzhaushalt zu tun. Daher auch hier: Wasser- oder Salzeinschränkung bringt leider wenig Linderung.
Zusammengefasst: die ersten beiden Ursachen, Herz- oder Nierenschwäche sind relevant, was den Gesamtkörperhaushalt des Wassers und Salzes angeht. Daher gilt bei schweren Formen: dem Rat des Kardiologen oder Nephrologen folgen.
Die letzten 3 Ursachen für Schwellungen der Beine haben nichts mit der Körpergesamtregulation von Wasser oder Salz zu tun. Daher hat die Wasser- oder Salzaufnahme hier keinen Einfluss.
Zusammenfassung:
  • Laut der vorliegenden Studie liegt die optimale Salzaufnahme bei 3 bis 7 Gramm Natrium, entspricht: 7 bis 17 Gramm Kochsalz (NaCl) pro Tag. Sportler und Schwitzende natürlich je nach Belastung entsprechend auch mehr, bedenke: 1 Liter Schweiß = 1-2 Gramm Salzverlust
  • Bluthochdruckpatienten und Menschen mit Herz oder Nierenschwäche sollten eher am unteren Rand von 7 Gramm Salz pro Tag bleiben (oder in schweren Fällen dem individuellen Rat des Arztes folgen).
  • Beinschwellung durch Krampfadern, Lymphödem oder Lipödem haben ihre Ursachen nicht im gestörten Wasser- oder Salzhaushalt.
Lancet.
2016 Jul 30;388(10043):465-75. doi: 10.1016/S0140-6736(16)30467-6. Epub 2016 May 20.Associations of urinary sodium excretion with cardiovascular events in individuals with and without hypertension: a pooled analysis of data from four studies.
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Bahonar A
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Chifamba J
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Anand SS
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PURE, EPIDREAM and ONTARGET/TRANSCEND Investigators
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