Störenfriede des Hormonhaushaltes - u.a. Soja

Substanzen aus der Natur können in unseren Hormonhaushalt eingreifen. Vor allem die zunehmende Belastung der Bevölkerung durch Phytoöstrogene aus Soja sollte man beachten. Diese kann positive aber auch negative Effekte haben.
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 4 Minuten
Es gibt bekanntermaßen Substanzen die in den Hormonhaushalt eingreifen. Sogenannte endokrine Disruptoren. Viele denken, das wären immer nur chemische Substanzen. Es gibt aber auch Stoffe in der Natur, die unseren Hormonhaushalt stören können. Zum Beispiel das Genistein. Im Soja. Ein sogenanntes Phytoöstrogen. Also ein Pflanzenstoff, der in den Östrogenhaushalt eingreift.
Ein Beispiel für einen chemischen Störenfried ist das Bisphenol A. Kommt in Plastik vor. Auch in einigen Plastik-Trinkflaschen. Studien an Mäusen konnten zeigen, dass eine erhöhte Exposition im Uterus zu einer erhöhten Insulinresistenz und damit zu Diabetes und Übergewicht führen kann.
Ein andere chemischer Störenfried des Hormonhaushaltes ist das PCB (Polychlorierte Biphenyle). PCB kann lange im Fettgewebe gespeichert werden und unterdrückt die Schilddrüsenhormone. Heißt, es kann die Gehirnentwicklung beim Neugeborenen beeinträchtigen und zu Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
Zurück zum Soja. Durch die Industrialisierung der Sojabohne ist die Phytoöstrogen Belastung der Bevölkerung erheblich gestiegen.
Phytoöstrogene können positive und negative Effekte haben.
Aufgrund der östrogenartigen Wirkung ist für Männer ein geringeres Prostatakrebsrisiko durch Phytoöstrogene in Studien gezeigt worden.
Für Frauen in der Menopause konnte ebenfalls positive Effekte, wie eine verminderte Insulinresistenz, gezeigt werden. Auch eine Verbesserung der Knochendichte bei postmenopausalen Frauen konnte gezeigt werden.
Die Effekte von Phytoöstrogenen sind aber nicht nur positiv. Sie können immerhin den Hormonhaushalt verändern.
Phytoöstrogene, gerade während der Embryonalentwicklung, können die Entwicklung der Reproduktionsorgane von männlichen Embryonen beeinträchtigen, die Fertilität wird vermindert und es kommt zu einer niedrigeren Testosteronproduktion. Heißt, für den männlichen Nachwuchs können Phytoöstrogene negative Folgen für die Entwicklung, insbesondere der Geschlechtsentwicklung haben.
Eine aktuelle Studie aus England konnte klar einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Phytoöstrogen Belastung im Uterus und einer verfrühten Menarche zeigen.
Zusammengefasst können Phytoöstrogene, also hormonartige Substanzen aus der Natur, inbesondere Soja positive sowie negative Wirkungen aufzeigen. Wie das eben so ist mit den Hormonen. Die richtige Dosis zur richtigen Zeit ist wichtig. Unser Körper steuert das normalerweise schon richtig. Daher sollte man eben Vorsicht walten lassen, sobald man in den Hormonhaushalt eingreift.
Daher raten wir Schwangeren, stillenden Müttern und jungen Menschen während der Geschlechtsreifung von zu viel Soja ab.
Wie immer, die Dosis macht das Gift. Für ältere Menschen kann Soja durchaus positive Effekte haben. Aber zu viel kann eben den Hormonhaushalt verändern. Und dabei in die Geschlechtsreifung eingreifen.
Stoffe aus der Umwelt, können den Hormonhaushalt verändern, daher sollten wir bei bestimmten Plastiktrinkflaschen und bei der Menge an verzehrtem Soja ein bisschen Acht geben.
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