Vitamin K

Vitamin K ist nicht nur für die Blutgerinnung notwendig. Auch hat es wichtige Funktionen und positive Effekte für die Knochen und Gefäße.
Autor: Dr. Volker Zitzmann
Lesezeit: 7 Minuten
Eines der fettlöslichen Vitamine. Gehört zu den essentiellen Nährstoffen, dass heißt man muss es mit der Nahrung zuführen, da es der Körper nicht selbst herstellen kann.
Man unterscheidet heute 2 wichtige Vertreter des Vitamin K:
Vitamin K1 (Phyllochinon): kommt hauptsächlich in grünem Blattgemüse vor
Vitamin K2 (Menachinon): Vorkommen eher in tierischen Produkten, fermentierte Milchprodukte (z.B. Käse); wird von Darmbakterien aus Phyllochinon hergestellt
Vitamin K ist ein wichtiger Faktor für die Synthese verschiedener Proteine im Stoffwechsel, insbesondere relevant in den Bereichen Gerinnung, Knochenstoffwechsel, Gefäßsystem.
Am bekanntesten in der Medizin ist die Wirkung von Vitamin K auf das Gerinnungssystem. Vitamin K ist in der Leber notwendig, damit die Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X hergestellt werden können.
Will man also in der Medizin, wie so häufig, die Blutgerinnung hemmen um Gefäßverschlüsse (Thrombosen/Embolien) zu vermeiden, werden gerne Vitamin-K-Antagonisten wie das bekannte Marcumar ® gegeben. Dadurch werden die Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X weniger produziert und die Gerinnbarkeit des Blutes damit gesenkt. Daher: wer Marcumar nimmt, will damit das Vitamin K blockieren. Daher sollten Marcumar-Patienten auch nicht einfach so unkontrollierte Mengen an Vitamin K zu sich nehmen. Vitamin K ist der Antagonist (Gegenspieler) vom Marcumar und kann in hoher Dosis die Wirkung vom Marcumar aufheben.
Da Vitamin K die Blutgerinnung aufrecht erhält, kann es bei einem Mangel aber auch zu Blutungen kommen. Bekannt ist ein Vitamin K Mangel bei Neugeborenen, welche dann eine verminderte Blutgerinnung haben. Dies kann zu schweren Blutungen führen: Morbus haemorrhagicus neonatorum (1). Daher wird Neugeborenen Standardmäßig eine Vitamin K Prophylaxe verabreicht, entweder 1mg i.m. direkt nach der Geburt oder 2mg p.o. unmittelbar postnatal und bei U2 und U3 (2).
Neben der Blutgerinnung spielt Vitamin K aber auch eine Rolle im Knochenstoffwechsel (3).
Vitamin K ist unter anderem für die Synthese von Osteocalcin notwendig. Osteocalcin fördert die Knochenmineralisation. Daher wurde in den letzten Jahren das Vitamin K auch für die Prophylaxe und Therapie der Osteoporose vermehrt untersucht.
Studien konnten zeigen, dass eine niedrige Einnahme von Vitamin K ein erhöhtes Knochenbruchrisiko verursacht (4,5).
Daher ist es durchaus sinnvoll, Vitamin K auch zur Osteoporoseprophylaxe und -therapie einzusetzen (obwohl dies noch keinen Einzug in die offiziellen Leitlinien und daher in die Schulmedizin gefunden hat. Aber das Wissen gibt´s ja auch erst seit 20 Jahren. Ein paar Jährchen dauert´s also noch. Sie wissen ja aus den anderen Artikeln inzwischen, wie das in der Medizin so läuft).
Nicht nur für Gerinnung und Knochen, auch für die Gefäßgesundheit ist Vitamin K relevant.
Vitamin K ist neben den Gerinnungsfaktoren und dem Osteocalcin auch für die Synthese des Matrix GLA-Proteins (MGP) zuständig. MGP hemmt die Gefäßverkalkung. Daher schützt Vitamin K wohl vor Gefäßverkalkung (Atherosklerose). (7,8)
Vitamin D und Vitamin K
Beide Vitamine sind für den Knochenaufbau wichtig. Daher werden gerne beide Vitamine in einem Zusammenhang genannt. Auch sind für beide Vitamine positive Effekte für die Gefäßgesundheit nachgewiesen worden. Es gibt auch einige wenige Studien, die die Kombination untersucht haben. Es scheint tatsächlich so, dass beides für sich alleine positive Effekte hat, aber die Kombination noch bessere Effekte. Anscheinend, weil Vitamin D den Vitamin K Metabolismus zusätzlich noch unterstützt (9).
Ist ja auch logisch und wir wissen, dass Vitamine sich auch gegenseitig unterstützten. Fehlt ein Vitamin, wirkt ein anderes oft auch nicht so gut. Daher sagen wir ja auch immer: man braucht ALLE 47 essentiellen Nährstoffe (Vitamine+Co.).
Leider höre und lese ich oft in der Laienpresse komische Dinge: Z.B. hat sich irgendwer ausgedacht, wenn man Vitamin D einnimmt, MUSS man auch Vitamin K einnehmen, da Vitamin D das Calcium im Blut erhöhe und dann bräuchte man Vitamin K um das Calcium wieder aus den Gefäßen zu holen damit es nicht zur Gefäßverkalkung komme. Falsch: Vitamin D macht keine Gefäßverkalkung (11). Und dann müsse man auch noch die Menge der Vitamin K Aufnahme an die Menge der Vitamin D Aufnahme anpassen, am besten noch nach einer ganz bestimmten Formel ???????? Ist leider alles komplett falsch. Bitte wieder vergessen.
Vitamin D
ist wichtig für die Knochengesundheit und hat viele andere positive Effekte, wie Gefäßgesundheit, weniger Herzinfarkte und weniger Schlaganfälle, besseres Immunsystem und weniger Krebserkrankungen und vieles mehr. Das ist so und ist mehrfach für Vitamin D nachgewiesen. Vitamin D erhöht NICHT die Verkalkung der Gefäße. Im Gegenteil. Vitamin D ist ein Vitamin und fördert die (Gefäß-)Gesundheit.
Auch Vitamin K ist vorteilhaft für die Gesundheit. Für Knochen und Gefäße.
Beide sind gut. Aber man muss nicht die Dosis des einen an die Dosis des anderen anpassen !!!. Man sollte einfach von beidem ausreichend haben, so dass der Körper gut funktionieren kann. Und das kann er eben nur wenn er ALLE Vitamine in ausreichender Menge zur Verfügung hat.
Was ist ausreichend? Die offizielle Empfehlung (DACH-Referenzwerte) für Vitamin K beträgt 60-80 µg pro Tag. Da die Referenzwerte immer sehr niedrig angesetzt sind und es bisher keine negativen Wirkungen beschrieben sind, empfehlen wir ca. 100 µg Vitamin K pro Tag.
Zusammenfassung:
  • Vitamin K ist essentiell, heißt muss man ESSEN. Kann der Körper nicht selbst herstellen. Daher ein essentielles Vitamin. Vitamin K ist notwendig für die Synthese von Proteinen (Gerinnungsfaktoren, Osteocalcin, MGP, u.v.m.)
  • Vitamin K kannte man früher in der Medizin nur im Zusammenhang mit der Blutgerinnung. Heute sind auch positive Effekte für die Knochen und Gefäßgesundheit beschrieben.
  • Vitamin K Mangel macht vermehrte Blutungen, daher müssen Neugeborene eine Vitamin K Prophylaxe bekommen
  • Vitamin K Antagonisten (z.B. Marcumar®) werden in der Medizin eingesetzt, um die Blutgerinnung zu hemmen. MarcumarPatienten sollten also nicht unkontrolliert Vitamin K zu sich nehmen.
  • Vitamin K und Vitamin D sind beide gut und beide wichtig. Man muss die Dosis des einen nicht an die Dosis des anderen „anpassen“, wie fälschlicherweise manchmal behauptet wird. Daher auch Marcumarpatienten die nicht unkontrolliert Vitamin K nehmen dürfen, sollen bitte trotzdem das gute und wichtige Vitamin D gegen Osteoporose nehmen. (Da Marcumar das Osteoporose Risiko erhöht, sollte bei Osteoporose überlegt werden, wenn möglich, auf neuere orale Antikoagulantien =NOAK umzustellen (12))
  • Tagesdosis vom Vitamin K ca. 100 µg
Quellen: